Colors Of Kemah
Kappadokien
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Rund 200 km südlich der Hethiter-Hauptstadt liegt ein Berg, der auch die Gemüter der Hethiter bewegte, der Vulkan Erciyes. Heute gilt er als erloschen, aber noch zur Römerzeit schrieb der Geograph Strabon von Feuergruben, wo nachts die Flammen aus dem Boden brachen. Die Hethiter feierten während ihrem "purulliya-Fest" Riten, bei dem sie den Berg aufforderten, an seinem Platz zu bleiben. Dies tat dieser fast 4000m hohe Vulkan die vorangegangenen Jahrmillionen nicht. Er überzog in vielen mächtigen Ausbrüchen die umliegende Region mit den verschiedensten Gesteins- und Ascheregen.
Heute ist dieser Landstrich UNESCO-Weltkulturerbe und total von Touristen überlaufen. Ich bin ja auch einer und an so einem Kuriosum kann man nicht vorbei fahren. Das Land ist sehr fruchtbar und so siedelten trotz der Gefahr, die von dem Vulkan ausgeht, viele Menschen. Das weiche Tuffgestein bot gute Möglichkeiten für Wohnraum, welcher auch gut verteidigt werden konnte. Dies war sehr wichtig, zumal der byzantinische Bilderstreit zu regelrechten Verfolgungen führte. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts lebten noch einige Leute in diesen Felswohnungen. Die verschieden harten, übereinander liegenden Gesteinsschichten haben mit den Felshöhlen und der natürlichen Erosion auf rund 10.000 Quadratkilometern eine bizarre Landschaft entstehen lassen. Dies ist immerhin eine Fläche, welche rund einem Achtel von Österreich entspricht.
Es entstanden sogar mehrstöckige, unterirdische Städte. Die Bekannteste von ihnen, Derinkuyu habe ich besucht. Diese Stadt ist noch immer nicht ganz erschlossen. Bis jetzt hat man 8 Stockwerke bis in 55m Tiefe freigelegt. Schätzungsweise entspricht dies nur einem Viertel der ursprünglichen Anlage. Außer Wohnräumen gab es Versammlungs- und Lagerräume, mehrere Kirchen und sogar einen Kerker. Auch Stallungen für Haustiere sind vorhanden. Der größte Raum befindet sich in der sieben-tiefsten Etage und misst 25 x 10m bei 3m Höhe. Derinkuyu heißt "Tiefer Brunnen" und daher ist für Wasser auch gesorgt. Über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem kann man spüren, wie die Luft zirkuliert. Durch mühlsteinartige Steine, welche von innen vor die Türen gerollt wurden, war man vor Angreifern sicher. Der Bau muss mindestens viele Jahrhunderte gedauert haben. Man vermutet, dass der Baubeginn sogar auf die Hethiter zurück geht.
In Göreme gibt es im Freilichtmuseum einen Klosterkomplex zu besichtigen. Die ehemaligen Mönche dürften Jahrhunderte lang Pinsel schwingend verbracht haben, wenn sie nicht gerade wieder eine neue Kathedrale aus dem Gestein gekratzt haben. Sicherlich, ein gewaltiger Schatz, der hier zu besichtigen ist. Aber Preise und Verhalten sind absolut nicht klösterlich. Es herrscht absolutes Fotografierverbot, du musst alles kaufen, ob Bilder, Dias oder DVD´s, zu sehr stolzen Preisen. Selbstverständlich habe ich mich bei dem Eintrittspreis über das Verbot hinweg gesetzt und bin dadurch in Debatten verwickelt worden. Das Argument war, dass die Farben so empfindlich sind, das sie durch das Fotografieren Schaden nehmen. Da ich ohne Blitzlicht auch in der "Dunklen Kirche" fotografierte, konnte mich dieses Argument nicht überzeugen. Meine Foto-Ausbeute ist daher denkbar gering. Ein Erlebnis war es dennoch, trotz des Massenauflaufs.
Da überzeugen mich die einsamen Täler, die es in dieser weitläufigen Landschaft gibt und jedes einen anderen Charakter hat. Die Kirchen sind halt nicht von so gewaltiger Größe, aber nicht weniger eindrucksvoll. Dafür stimmt die Atmosphäre und die wenigen Einheimischen, die du triffst, sind freundlich.