Colors Of Kemah
Motorrad-Reise nach Anatolien und Kurdistan mit jähem Ende
Teil 1
Zeitbedarf: ~4 Min.
Schon Karl May reiste durch das wilde Kurdistan. Ich bin zwar nicht mehr in dem Alter, in dem man von Jugendromanen begeistert wird. Auch besitze ich kein Pferd, doch die Kenntnis von früheren Reisen, den freundlichen Bewohnern, -das Volk von Türken und Kurden kommen gut zusammen aus, nur die Politik hat wieder einmal Schwierigkeiten-, liessen den Wunsch aufkommen, das Campingzeug und die Zahnbürste auf die neue KTM LC4 Adventure zu packen und los zu fahren, um dieses geschichtsträchtige Land zu besuchen.
Anfahrt
Über Ungarn gelangte ich vorerst nach Rumänien. Die Transfagarasan, eine Prachtstraße, welche die Karparten an ihren höchsten Erhebungen überquert ist ein absolutes Muss für jeden Motorradfahrer. Damals war die Straße noch nicht in dem hervorragenden Zustand indem sie heute ist, doch die großartige Anlage dieser Straße brauchte auch damals keinen Vergleich mit unserer "Großglockner-Hochalpenstraße" zu scheuen. Dies haben schon viele "Touris" entdeckt und daher tummeln sich hier die abenteuerlichsten Fahrzeuge, wie Maseratis, Porsches und Thai-Taxis.
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Rumänien und Bulgarien sind ein Eldorado für Off-Road-Fahrer und Wildcamper. Im Gegensatz dazu schaut es im Raum Istanbul ziemlich finster aus. Dass man in einer 10 Millionenstadt nicht wildcampen kann, ist auch mir klar. Noch vor einigen Jahren gab es ein relativ gutes Angebot an Campingplätzen, doch zum Zeitpunkt dieser Reise (2004), gab es nur noch Einen. Und ich weiß, dass es seit 2008 keinen einzigen Campingplatz mehr in Istanbul gibt. Überlandfahrer aufgepasst! No camping in Istanbul. Gut, ich hatte den Letzten gefunden. Direkt neben der Start- und Landebahn des Flughafens. Dass ich am nächsten Morgen wie gerädert, ohne geschlafen zu haben, aufstand, muss ich wohl nicht besonders erwähnen. Naja, ich berede es ja nur. Istanbul war mir ohnedies bekannt, daher flüchtete ich aus dieser Hektik. Ein paar Stunden später sah die Welt ganz anders aus und ich legte mich an einem ruhigen Ort, an einem See zum Ausruhen. In der Türkei muss man immer damit rechnen, dass unerwartet Besucher kommen. Sie sind jedoch immer freundlich. Auch die Menschlichen. Es ist mir mehrmals passiert, dass plötzlich ein Mann vor mir steht, die linke Hand auf die Brust legt, sich verbeugt und mir mit der Rechten etwas Gegrilltes oder Obst entgegen streckt. Die Türken sind ja die Erfinder des Picknicks und teilen gerne.
Ankara hat nicht viel mehr zu bieten, als seine Zitadelle. Von hier sieht man soweit das Auge reicht nur diese Gecekondus. Damals hat man versprochen, dieses Verhüttelungsproblem zu beseitigen, was mir bei diesem Ausmaß schier unmöglich erscheint. Natürlich werden die Mädchen ausgeschickt um durch den Verkauf von Souvenirs ein kleines Zubrot zu verdienen.