Colors Of Kemah
Die Hethiter
Zeitbedarf: ~5 Min.
Nächste Station: Hattusa, die Hauptstadt der Hethiter. Bereits in den 90er Jahren hatte ich diese Ausgrabungen besucht und war fasziniert von einem Volk mit mehr als "tausend Göttern", welches bis auf einige Zitate in der Bibel bis vor rund hundert Jahren ganz unbekannt war. Heute weiß man, dass dieses Volk vor 3500 Jahren bereits ausgedehnten Handel und Diplomatie betrieben und Kriege mit den Ägyptern, Babyloniern und Assyrern geführt hat. Einige Jahre nach der Schlacht von Kadesch wurde im Jahre 1259 v.Chr. der älteste bekannte Friedensvertrag zwischen Hattušili III. und Ramses II. (Ägyptisch- Hethitischer Friedensvertrag) geschlossen. Diese schriftlichen Vereinbarungen wurden auf der ägyptischen, wie auch auf der hethitischen Seite gefunden. Ein Auszug davon hängt heute bei der UNO in New York. Vor Ort hat sich auch sehr viel getan. Der wesentliche Teil der ehemaligen Stadt liegt am Hang eines Höhenrückens. Die Befestigungen am Bergkamm sind für ihr Alter gut erhalten. Da tiefe Einschnitte diesen Bergkamm unterbrachen wurden unvorstellbare Erd- und Felsmassen bewegt, um die Verteidigungslinie zu begradigen. Dadurch entstand an manchen Stellen eine gewaltige Festungsböschung. Erst auf dieser befindet sich die eigentliche Stadtmauer, welche durch Stadttore unterbrochen ist. Ungeklärt ist allerdings der Sinn der Tunnel die in unregelmäßigen Abständen durch die Festungsböschung hindurch führen. Die talseitige Befestigung wurde auf einem Teilstück in der traditionellen Bauweise mit ungebrannten Lehmziegeln rekonstruiert und war kurz vor der Fertigstellung.
Beim Abendessen im Restaurant hatte ich das Glück, mit einem Archäolgieprofessor, -die Ausgrabungen leitet das "Deutsche Archäologische Institut"-, ins Gespräch zu kommen. Das heißt, er erzählte und ich stellte nur hie und da eine Frage. Scheinbar war der Abend auch für ihn vergnüglich, denn er stellte mir für den ganzen nächsten Tag einen Führer zur Verfügung. Besser geht es nicht.
Man kennt bisher 27 hethitische Herrscher. Dem Herrscher stand ein Senat zur Seite, welcher gemeinsam mit dem Herrscher regierte und sogar über den König richten konnte. Auch so etwas ähnliches, wie eine Verfassung gab es. Fast so, wie heute. Es hat damals nicht funktioniert und wie wir sehen, haben wir in 3500 Jahren nichts dazu gelernt. Es funktioniert noch immer nicht. Böse Zungen behaupten, heute funktioniert es, aber nicht für uns. Doch zurück in die Antike. Einen wesentlichen Unterschied zu heute gibt es aber. In der Schlacht musste der König an der Spitze seiner Männer voran gehen. Wenn wir dieses Szenario wieder einführen, wäre die Welt deutlich friedlicher. Wer aber auch aller in die Schlachten eingegriffen hat. Bei den Schlachten eilten die Götter den Männern voraus und verursachten kriegsentscheidende Stürme, Donnerkeile und sonstige Katastrophen. Somit wird klar, warum die Hethiter "tausend Götter" brauchten. Die Tempelanlagen sind riesig und vielfältig. In einem der Tempel steht dieser grüne Stein. Man weiß nicht, was es mit diesem Stein auf sich hat, aber man weiß, dass es im bekannten Einflussgebiet der Hethiter kein Vorkommen von solchem Gestein gibt.
Unweit der Stadt befindet sich Yazilikkaya. Ein Ort mit magischer Ausstrahlung. Ob er Begräbnisstätte von Königen oder ein Platz für Rituale zugunsten der zahlreichen Götter war, ist ungewiß. Durch mehrere schmale Durchlässe gelangt man in schmale Gänge zwischen den Felsen. Diese Felsen sind übersät mit Reliefs von Königen und Gottheiten. Auch als nicht sehr sprituell veranlagter Mensch ist man zutiefst berührt.