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Karnische Almrunde

Monte Paularo

Zeitbedarf: ~ 6 Min.

 

Heute spielt das Wetter. Viele Wolken, aber es kommt immer wieder die Sonne durch. Alles ist möglich. Aber fahren wir nach Italien. Die sind ja berühmt für schönes Wetter.

Über das Naßfeld geht es hinüber ins gelobte Land. Hier stellen sie einen Betonklotz neben den anderen. Die Parkplätze sind voll mit Autos. Alles Handwerker, welcher dieser Grauslichkeit für den Winter den letzten Schliff verpassen. Auf der Passhöhe wird es schlagartig anders. Ein kleiner ruhiger Bergsee, daneben eine einfache Trattoria. Die Straße wird schmal. Passo Promollo, wie das mit der richtigen italienischen Betonung in den Ohren klingt. - Leider habe ich später erfahren, dass diese Idylle nicht aus erhaltungswürdigen Gründen noch besteht, sondern ganz pragmatische finanzielle Gründe hat. Die Italiener haben auf der anderen Seite des Fella-Tales ihr Skigebiet Sella Nevea. Trotz intensivem Drängen der Österreicher länderübergreifend eine Skischaukel zu installieren, bauen die Italiener ihr bestehendes Gebiet aus. Sie schaffen sich keine Konkurrenz im eigenen Tal, wo sie hohe Investitionen haben und mit den Österreichern konkurrieren. Immer Geld. Die Werte dieser Natur kann man in keiner Währung messen. So bin ich froh, dass ich dies genießen kann.

So geht es schön und kurvenreich bis Pontebba. Von Pontebba werde ich eine kleine Verbindungsstraße nach Paularo nehmen, welche parallel zur österr. Grenze verläuft. Über den Cason di Lanza bin ich bereits vor Jahren gefahren. Die Straße war zwar teilweise asphaltiert, aber hatte solche Löcher und war stellenweise so steil, dass ich sie mit der KTM nur stehend bewältigen konnte. Ich bin neugierig, wie das mit der Suzie geht.

 

Suzie vor Felswand Bachbett

 

Die Straße ist sehr schmal, nur ungefähr ein Auto breit. Es sind nicht viele Kehren, aber sehr viele Kurven. Noch ist der Asphalt wie neu. Die Landschaft ist lieblich, der Pass ist nur rund 1500 m hoch. Und schon bin ich oben, keine Schwierigkeit, weit und breit. Der Belag ist brandneu. Also keine Bewährungsprobe.

In Paularo geht es durch schmale Gassen, dann biegt man rechts ab und fährt einen Pass hoch. Eine wunderschöne Wolkenstimmung gibt es hier, doch meine Hoffnung liegt mehr bei der Sonne. Ich habe jetzt den Monte Paularo vor mir und weiß, dass ich hier irgendwo rechts abbiegen muss. Einen Hinweis auf ein Schloss Valdajer sollte ich finden, denn dort muss ich vorbei. Jetzt neigt sich die Straße abwärts. Zwischen Häusern windet sich die Straße in Kehren steil bergab. Das kann nicht richtig sein. Ich kehre um und fahre wieder den Berg hoch, dabei nach Wegen und Schildern Ausschau haltend. Ah, da vorne, braunes Schild: Castello di Valdajer. Tatsächlich gibt es nur ein Schild, natürlich nur von der Gegenrichtung zu lesen. Und der Weg, der hier abgeht? Wie alt muss ich noch werden, bis ich begreifen lerne, wenn ich auf einer uralten Militär-Schotterstraße auf die Alm fahren möchte, wird die Einfahrt dazu nicht wie die Autostrada aussehen.

Trotzdem ist der Belag bis zum Schloss meist gut. Ein Cappuccino wär jetzt nicht schlecht. Das Schloss-Cafe hat geschlossen, also starte ich gleich durch. Ab hier gibt es nur mehr Schotter. Am Anfang ist es feiner Schotter und es geht fantastisch zu fahren. Im Mittelteil wird der Schotter ziemlich grob. Für Straßenmaschinen ist das sicher das Limit. Aber mit der VanVan fährst du langsam über oder um alle Hindernisse, wenn es böse wird, stehst Du auf. Null Schwierigkeiten. Dank der kurzen Übersetzung gefällt mir das viel besser, als mit der KTM. Kein Prügeln oder mit der Kupplung spielen. Entspannung pur. Der obere Teil wird Belag mäßig wieder besser, aber ich habe jetzt ohnedies das Gefühl, dass nichts kommen kann, was die Suzie und mich aufhalten kann.

 

Fantastische Ausblicke herrliche Straße großartiger Verlauf Seepromenade Geländer

 

Der Plan, ein Ölthermometer zu montieren reift in mir. Heute ist es nicht heiß und ich habe auch nicht bemerkt, dass etwas kritisch geworden wäre. Beim Bergauffahren ist die Belastung des Motors doch größer und der Fahrtwind zur Kühlung fast Null. Ich habe vorsichtshalber 2 Pausen eingelegt, weil ich mit der Temperatur im Dunkeln tappe.

Während ich noch überlege, ob ich die paar Meter bis zum Gipfel hinauf steige, nimmt mir eine Wolke diese Entscheidung ab und hüllt den Gipfel ein. Ich bin nicht hierher gefahren, um in die Waschküche zu gehen.

So beginne ich den Abstieg. Als ich beim unteren See, dem Lago Dimon vorbei komme, dringt wieder die Sonne durch. Murmeltiere spielen, als sie mich bemerken, verschwinden sie pfeifend in ihren Bauen. Ich setze mich mit dem Fotoapparat in die Wiese und warte. Ich bin ganz ruhig, aber keines lässt sich mehr blicken.

 

Oberer See Es zieht zu Lago Dimon Kollege bei der Auffahrt

 

Im unteren Teilstück kommt mir ein Kollege entgegen. Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Ob er da oben noch viel Freude haben wird? Und ich will heute noch die Panoramica delle Vette fahren. Und ohne Panorama will ich die Panoramica nicht. Nein, das wird heute wettermäßig nichts mehr. Also fahre ich über den Plöckenpass zum "Schnitzel nach Hause".

 


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